Es ist freilich eine neue Situation für einen Künstler, ...

Christoph Constantin

... keine größere und tiefere Übereinstimmung mehr im Flußbett der Gesellschaft zu haben, in dem die Künste fließen. Einige Dämme sind schon gebrochen und nun wabert Gesellschaft samt Künsten hie und dort über die Ufer hinaus und im Land herum. Diese stellenweisen Überflutungen erwecken durchaus auch den Eindruck von Beliebigkeit.
Jeder Künstler soll so etwas wie ein Genie sein und ein eigenes Geniesystem vorweisen können, sein eigenes Gewässer mit eigenen Ufern. Die Kunstgegenstände sind dem freien Markt ausgesetzt und müssen dementsprechend angepriesen werden, damit sich Angler dafür interessieren. Dennoch ist es merkwürdig, daß in der allgemeinen Verschwommenheit mit zahllosem Strandgut immer noch Sachen von Qualität wahrgenommen werden, die sich schließlich gegen mehr oder weniger kurzfristig erfolgreiche Strömungen durchsetzen. Im Überschwemmungsgebiet Salzburg gibt es einen bemerkenswerten Bidhauer: Christoph Constantin, der sich auf traditionelle Weise gebildet hat und sich mit den Materialien und Möglichkeiten der Skulpturenkunst fast demütig auseinandersetzt, ohne darauf zu achten, wie er wohin schwimmen muß, um möglichst viele Angler zu beglücken. Dabei ist wie nebenbei etwas paradox Eigenständiges entstanden, nämlich ein Stil und keine Masche, und jede seiner Sklupturen ist als Werk Constantins erkennbar.
Möglicherweise liegt es am Uneitlen dieses Künstlers, der nicht mehr gelten will als seine Figuren, was ihn zwischen den Strudeln der Ideenkünste ruhiger durchziehen läßt.

C.W. Aigner